Weil Kochen auch ein Stück Kultur für Ivana Sanshia Ströde ist, brachte sie 2020 „Südafrika – Das Kochbuch“ mit authentischen Gerichten heraus.
„Kochen ist meine Leidenschaft“, sagt die 25-Jährige Ivana Sanshia Ströde. Für sie sei das Kochen weitaus mehr als das bloße Zubereiten von Nahrung, sondern ein Stück Kultur und ein Gefühl von Gemeinschaft, dass sie schon seit ihrer frühsten Kindheit kennt. Die junge Frau wurde in Deutschland geboren und ist mit zwei Jahren mit ihrer indisch-stämmigen Mutter Vee und ihrem deutschen Vater Ivo nach Südafrika ausgewandert. Erst wohnte die Familie, zu der auch ihr älter Bruder Vilen gehört, in Durban, dann zog sie nach Johannesburg. Zu Hause kochten beide Eltern, so dass es abwechselnd südafrikanisches, indisches und deutsches Essen gab.
All das inspirierte Ströde dazu, nach dem Besuch der internationalen Schule und des Abiturs, das zweijährige City- und Guides Koch-Diplom abzulegen.
Dafür war sie in zwei renommierten Restaurants in Johannesburg tätig und übte sich auch in der Patisserie.
Sie nahm zweimal am „South African Junior Chef-Kochwettbewerb“ teil und gewann ihn einmal.
Heute lebt sie in München, gibt Kochkurse und ist darüber hinaus, als Autorin und Ernährungsberaterin tätig.
Wie hast Du das Kochen als Kind im Elternhaus erlebt?
In unserem Familienhaus wurde die Liebe zum Kochen gelebt und zelebriert. Da meine Eltern beide fleißig gearbeitet haben, haben sie abwechselnd gekocht. Sie haben beide immer das gekocht, worauf sie gerade Lust hatten. Das heißt, es gab mal südafrikanisches und mal indisches Essen von meiner Mutter und deutsches Essen von meinem Vater. Ich fand es immer spannend, meine Mutter in der Küche zu beobachten. Sie hatte so ein Gespür für Gewürze und Geschmäcker. Ich habe mich auf Zehenspitzen neben sie gestellt und wollte einen Blick darauf werfen, wie sie Samosas rollte und frittierte. Sie bot mir immer einen zum Probieren an und mit meinem kindlichen Misstrauen biss ich vorsichtig hinein. Sie waren immer köstlich.
Heute mache ich mir Samosas, wenn ich Südafrika zu sehr vermisse.
Neben Samsosas, habe ich damals gerne Pies gegessen. In Südafrika gibt es die überall. Was ich nicht so gerne mochte, war „Marmite“, eine Art Brotaufstrich, der aus England stammt und ein bisschen wie starkes Maggie schmeckt.
Jetzt in Deutschland, wo ich auch oft bei meinem Freund am Chiemgau bin, esse ich gerne Forelle und Saibling mit Kartoffeln. Der Fisch kommt aus dem 150 Meter ent-fernten Bach. Ich achte darauf, dass alles biologisch und regional angebaut wurde.
Wann stand für Dich fest, dass Du Köchin werden willst und wie haben Familie und Freunde darauf reagiert?
Ich habe schon mit sechs Jahren mit dem Kochen angefangen. Es hat mir Spaß gemacht, mit Zutaten zu experimentieren und meine Familie und Freunde damit zu begeistern.
Der Weg in diesen Beruf, war für mich ein langer Entwicklungsprozess.
Nach der Schule wurde mir von vielen Menschen immer wieder davon abgeraten, Köchin zu werden.
Nach der Schule wurde mir von vielen Menschen immer wieder davon abgeraten, Köchin zu werden. Sie begründeten das damit, dass Frauen zu emotional und schwach seien, in einer Großküche mit Stress zu arbeiten.
Das war für mich paradox, da Kochen bis Ende des 19. Jahrhunderts eine vorwiegende Frauensache war.
Mit der Unterstützung meiner Familie wurde mir mit 19 Jahren klar, dass dieses gesellschaftliche Empfinden Blödsinn ist.
Mit Blick auf Kochmeisterschaften mit tollen Leistungen von Frauen, war mir klar, dass sie vieles leisten können.
Was bedeute das Kochen für Dich?
Die Kultur steckt im Essen und wird dadurch an uns Menschen und Kinder weitergegeben und erlebbar gemacht. Ich koche zum Beispiel gerne Gerichte von meiner Mutter, aber nie zweimal das gleiche, denn es gibt ständig neue Gerichte, die ich ausprobieren und kreieren möchte. Das Kochen ist ein ständiger Prozess.
Du hast einen Kochwettbewerb gewonnen. Wie ist das zustande gekommen?
Ich habe zweimal am „South African Junior-Chef-Kochwettbewerb“ teilge-
nommen und einmal gewonnen und einmal den zweiten Platz belegt. Dafür wurden immer die vier besten Schüler der Klasse ausgewählt. Ich habe mich gegen die anderen drei durchgesetzt und durfte so am Wettbewerb teilnehmen, wo insgesamt zwanzig Schüler aus ganz Südafrika zusammenkamen. Wir mussten in fünf Stunden, drei verschiedene Gerichte kochen. Meine Schule, Eltern und Freunde waren da und haben mir zugejubelt, als ich gewonnen habe.
Wie hat sich das mit dem Kochbuch im vergangenen Jahr ergeben und wie schwer ist es, die Gerichte nachzukochen?
2019 hat mir der Michael Fischer-Verlag eine Email geschrieben und gefragt, ob ich mir eine Zusammenarbeit vorstellen kann. Sie haben anscheinend von meinen südafrikanischen Kochkursen erfahren. Ich war überrascht und begeistert, denn es war immer ein Traum von mir, ein Kochbuch zu schreiben. Und ich hatte nur drei Monate Zeit dafür, um die alle Rezepte zu testen und aufzuschreiben. Viele hatte ich über die Jahre gesammelt. Ich dachte, ich würde es nicht rechtzeitig fertig kriegen, aber am Ende flossen die Wörter und Rezepte nur so aus mir raus. Das Tolle an dem Kochbuch ist, dass wirklich für jeden was dabei ist – ob Anfänger oder gelernter Koch. So sind Fisch-Frikadellen etwas einfacher, Samosas schwieriger.
Die südafrikanische Küche ist für ihre Vielfalt durch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen bekannt.
Wie ist die südafrikanische Küche geprägt? Welche Gerichte sollte ein Tourist unbedingt mal probieren?
Die südafrikanische Küche ist für ihre Vielfalt durch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen bekannt. Vor allem die burisch-holländische, englische, indische und malaiische Küche hat die Esskultur in Südafrika beeinflusst. Dazu kommen noch die deutschen, portugiesischen und französischen Strömungen. Gewürze wie Chili, Ingwer, Koriander, Kardamom, Nelke und Zimt sind zum Kochen besonders beliebt. Und die Franzosen brachten die Weinkultur nach Südafrika.
Es gibt einige typische südafrikanische Gerichte, wie „Sosaties“ (Fleischspieße), „Bobotie“ (Hackfleischauflauf mit Curry), „Mielie Pap“ (Maisbrei), „Blatjang (ein Pfirsich-Chutney) und die „Koeksisters“ (frittiertes Gepäck). Als Tourist sollte man mal bei einem „Braai“ (Grillfest) dabei sein oder einen „Klingklip“, einen beson-deren Fisch probieren, der vor den Künsten Namibias und Südafrikas gefangen wird.
Vermisst Du Südafrika und wie oft besuchest Du deine Eltern?
Selbstverständlich vermisse ich Südafrika. Ich bin in diesem wunderschönen Land aufgewachsen, habe mich darin verliebt und kann es nicht loslassen. Wenn ich kann, fliege ich ein bis zweimal im Jahr hin, da meine Eltern und mein Bruder noch dort leben. Es gibt dort auch jedes Mal, was Neues zu entdecken. Die Landschaft und Natur sind beeindruckend und das Essen und die Weine wahnsinnig gut. Natürlich vermisse ich auch insgesamt die Menschen und die Kultur dort.
Think big!
Eine Frau zu sein, bedeutet für mich… Kannst Du den Satz vervollständigen?
An einem aufregenden Prozess teilzuhaben. Als ich noch jünger war, habe ich mich bereits in der Grundschule geweigert, von Jungs gejagt zu werden. Ich wusste mich selbst zu verteidigen, wollte cool sein und besonders aufgeklärt und abgebrüht. Ich baute gerne Möbel mit meinem Vater. Dann kam die Pubertät und vieles änderte sich. Ich interessierte mich für das andere Geschlecht, habe Kleidung und Make-Up von meiner Mutter geklaut und mich dem gängigen Frauenbild angepasst. Das hat sich mittlerweile aber geändert. Jetzt bedeutet Frau zu sein, die Freizeit zu haben, so sein zu dürfen, wie ich bin. Ich muss weder die harte Emanze raushängen lassen, noch das brave Mädchen spielen.
Ich muss weder die harte Emanze raushängen lassen, noch das brave Mädchen spielen.
Was war ein guter Rat, den Du damals bekommen hast? Meine Eltern habe mich immer ermutigt, neue Dinge bzw. Ideen auszuprobieren, da man nie wissen kann, ob es klappt oder nicht. Und falls es dann doch nicht klappt, hat man zumindest etwas daraus gelernt. Und dass ist immer extrem wertvoll.
Was würdest Du anderen Frauen ans Herz legen, die ihre innere Stärke gewinnen und sich auch selbstständig machen wollen?
Ganz einfach: Think big! Hab einfach mehr Mut und glaube an deine Idee. Du kannst viel mehr als Du denkst. Und was Du nicht kannst, kannst Du lernen. Denk in größeren Dimensionen. Und geht dabei spielerisch an die Sache heran, zum Beispiel mit der Frage, wie könnte man eure Geschäftsidee richtig groß aufziehen? Auch, wenn ihr es hinterher nicht umsetzt, gewinnt ihr auf diese Weise, eine Vision mit neuen Ideen, die Euch emotional pusht. Und sprecht dabei nicht nur im Freundeskreis über eure Idee, sondern holt Euch am besten auch professionelle Beratung. Damit meine ich, dass die Menschen, die Euch nahestehen, sich oft nicht trauen, Schwachstellen in eurem Plan zu benennen. Fremden fällt das leichter. Oder aber das Gegenteil, sie sehen nur die Schwachstellen und kommen zu dem Urteil, es klappt eh nicht, weil ihnen womöglich die Objektivität fehlt.
Ich kann Plattformen wie www.womenstartup.de und https://womenrising.co nur empfehlen. Sie können Frauen helfen, ihre Träume zu verwirklichen.
Heißer Tipp: Der Begriff „Braai“ ist das einzige Wort, dass in allen elf Landessprachen verstanden wird. Am 24. September findet der sogenannte „Braai-Tag“, offiziell „Heritage Day“ statt. Es ist ein Feiertag, an dem die Südafrikaner ihre Kultur, die Vielfalt ihres Glaubens und ihre Traditionen feiern. Und natürlich wird an diesem Tag gegrillt. Grillplätze gibt es in Kapstadt u.a. im Tokai Forest, in der Silvermine
im Table Mountain Reserve und am Strand von Oudekaal. Und im „Atlas Trading“-
Gewürzgeschäft im Bo-Kaap (104 Wale Street) von Wahab R. Ahmed, gibt es fertige Gewürzmischungen, um auch zu Hause die südafrikanische Küche zu genießen.
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