Die Schweizer Autorin Eve Estee hat einen Roman für kapstadtverliebte geschrieben und behandelt auch Themen wie soziale Unabhängigkeit und Rassismuss.
Schon immer träumte die Schweizerin Eve Estee davon, eines Tages ein Buch zu schreiben und es zu veröffentlichen. Als im Frühjahr 2020 der große Lockdown kam, bot sich ihr die Gelegenheit. „Die Geschichte schwirrte schon länger in meinem Kopf herum. Vor ein paar Jahren habe ich bereits angefangen, das erste Kapitel zu schreiben. Jetzt hatte ich endlich die Zeit und die Motivation dafür, weiterzumachen“, erzählt die 37-Jährige, die schon unzählige Male Südafrika bereist hat und ein großer Südafrika-Fan ist. Die junge Autorin war so voller Tatendrang, dass sie den Roman „Kapstadt Schwestern“ in nur wenigen Wochen zu Ende schrieb. Sie ist in Luzern geboren und aufgewachsen und arbeitet dort bei einer international tätigen Handelsfirma. Ihr Erstlingswerk ist
im November 2020 im Book-on-Demand-Verlag erschienen. Uns erzählt sie, ihre persönlichen Eindrücke von Kapstadt und weshalb sie die Stadt so fasziniert.
Um was geht es in „Kapstadt Schwestern?“
Es geht um drei Frauen, die trotz ihrer Unterschiede zu Freundinnen werden und sich gemeinsam in die Abenteuer dieser wunderbaren Stadt stürzen. Sie feiern, die verlieben sich, es werden Herzen gebrochen und ihre Freundschaft auf die Probe gestellt.
Ich wollte, dass der Leser Kapstadt durch die Augen von Sara, der
Hauptfigur des Romans kennenlernt. Sie ist Südafrika-Neuling und ist zunächst blauäugig und unsicher in dem fremden Land.
Dann stürzt sie sich voller Lebenslust mit ihren beiden neuen Freundinnen Cristina und Romy ins Getümmel.
Dabei wird sie auch mit vielen Eindrücken konfrontiert, die sie so von zu Hause nicht kennt.
Es war mir wichtig, Kapstadt nicht durch die rosa Touristenbrille zu zeigen und eine oberflächliche Feel-Good-Story zu schreiben.
Natürlich sollte es ein positiver und spannender Roman werden, aber sich auch mit Themen wie soziale Ungerechtigkeit und Rassismus befassen.
Meine Protagonistin Sara lernt in ihrer Zeit dort, die unterschiedlichsten Menschen kennen. Dadurch bekommen sie und der Leser einen Überblick über Kapstadt und seine unterschiedlichen Bewohner.
Wie viel steckt von Dir in dem Roman drin und sind die Orte authentisch?
Die Handlung des Romans ist frei erfunden, genauso wie die Personen, die darin vorkommen. Aber es ist schon so, dass in jeder der drei Figuren, auch ein Teil von mir steckt oder etwas, was ich selbst gerne in mir wiederfinden würde.
Ich wäre zum Beispiel gerne so furcht- und skrupellos wie Romy. Und natürlich hätte ich nicht über Kapstadt geschrieben, wenn ich nicht schon einige Male da gewesen wäre.
Manche Bars und Restaurants im Roman gibt es tatsächlich, manche inzwischen nicht mehr und manche habe ich frei erfunden, weil es der Geschichte diente. Einige Restaurants habe ich nicht namentlich genannt, aber genauer beschrieben.
Wahre Insider wissen schon, welche gemeint sind und wie sie heißen.
Was bedeute das Schreiben für Dich und bist Du stolz auf dein Erstlingswerk?
Es war schon immer ein Traum von mir, Schriftstellerin zu werden. Das Schreiben und Lesen bedeutet für mich vor allem Freiheit und das Abtauchen in fremde
Länder, Kulturen und Ideen. Wer das kann, dem steht die Welt offen. Dank Internet und Selfpublishing-Verlagen, war die Erfüllung dieses Wunsches, auch ohne
Gebettel bei einem Verlag möglich. So redet mir niemand rein und kann mich in eine Sparte drücken und ich kann schreiben, worauf ich Lust habe. Das eigene Buch dann letzten Endes im Buchhandel zu sehen, ist ein unglaubliches Gefühl. Man hat dafür viel geschwitzt, gelitten, geschuftet. Und natürlich bin ich stolz auf mich und den Menschen, die mir dabei geholfen haben, für ewig dankbar.
Wie war Dein erster Besuch in Kapstadt und was fasziniert Dich am meisten dort?
Als ich vor elf Jahren das erste Mal in Kapstadt war, war ich absolut überwältigt von der Stadt. Kaum, dass ich gelandet bin, war ich elektrisiert vom Cape Town Vibe. Mein Herz raste, ich spürte ein immenses Glücksgefühl und ich verstand gar nicht weshalb. Ich war immer noch im Flugzeug, hatte ja noch nichts gesehen. Später wurde mir klar, dass es eine Vorahnung gewesen sein muss. Oder sowas wie Instinkt. Mein Leben war nach den ersten Tagen in Kapstadt nie mehr wie vorher. Mein Blick auf die Welt hat sich verändert und mein Horizont hat sich erweitert. Ich kenne aber niemanden, der sagt, Afrika hätte ihn völlig kalt gelassen.
Entweder lässt einen das Kapstadt-Fieber nie mehr los, oder man kann rein gar nichts damit anfangen.
Inzwischen bin ich fast jedes Jahr dorthin geflogen. Wie oft das war, kann ich nicht mehr sagen. An Kapstadt faszinieren mich die unterschiedlichen Lebensstile und Kulturen, die auf engstem Raum zusammenleben. Und, wie vielfältig das Volk mit seinen Sprachen, dem Essen und den Bräuchen ist. Ich liebe es, dass ständig was los ist und dass die Menschen dort offener sind als hier. Als ich von der ersten Südafrikareise zurückkam, war es ein Kulturschock.
Hast Du schon mal ans Auswandern gedacht?
Ich habe tatsächlich 2011 für kurze fünf Monate in Kapstadt gearbeitet, nachdem ich zuvor schon drei Monate in der Stadt verbracht hatte. Ich war dort für eine große internationale Firma im Servicecenter tätig. Damals war es noch relativ einfach eine Arbeitsbewilligung zu bekommen. Sie war an den Arbeitgeber geknüpft. Heute ist das schwieriger. Den Schritt habe ich nie bereut, obwohl ich mich relativ früh entschlossen habe, wieder in die Schweiz zurückzugehen, weil ich schlichtweg zu wenig verdiente! Die Entscheidung zur Heimkehr fiel mir nicht leicht, aber in solchen Momenten muss man ehrlich zu sich selbst sein.
Hört auf euren Instinkt!
Was sind deine Lieblingsorte dort?
Am besten gefallen mir Roadtrips. Einfach spontan losfahren und die Landschaft dabei genießen. Die Küstenstraßen rund um Kapstadt sind unfassbar schön und abwechslungsreich. Ein Muss ist natürlich auch der Chapman´s Peak Drive. Die Sicht auf die Bucht von Hout Bay gehört auch zu meinen Favoriten. Mein Tipp wäre dabei, den Pass von Noordhoek aus zu fahren, sonst ist man auf der falschen Straßenseite und kann nicht gut anhalten, wenn schöne Aussichtspunkte kommen.
Was sind deiner Meinung nach Dinge, die Touristen dort unterschätzen?
Trotz der Warnungen, glaube ich, dass Touristen letzten Endes von so viel Armut dort überrascht sind. Nicht nur in den Townships, sondern auch von den vielen Obdachlosen, von denen es jedes Jahr mehr zu geben scheint. Und mir hat sogar mal jemanden gestanden, dass er überrascht gewesen sei, dass da so viele Schwarze leben. Da blieb mir echt die Spucke weg und dass passiert nicht oft.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Europäern und Südafrikanern? Was kann der eine jeweils vom anderen lernen?
Ich glaube, der größte Unterschied sind die Herausforderungen, denen sich die Südafrikaner und somit auch das Land, Tag täglich aufs Neue stellen müssen. Die weichen doch auch sehr von unseren ab. Und in meinem Roman, heißt es zum Beispiel an einer Stelle „… hier muss es einem egal sein, dass nichts sicher ist!“ Ich glaube, diese Aussage bringt vieles auf den Punkt.
Südafrikaner sind richtige Überlebenskünstler und dennoch oder gerade deshalb lockerer, relaxter, offener und aufgeschlossener als Europäer.
Aber manchmal denke ich dann schon, ein bisschen mehr Tempo wäre gut. Wenn ich zum Beispiel in Kapstadt mal wieder zwei Stunden in der Passkontrolle stehe und es nur langsam vorangeht.
Eine Frau zu sein, bedeutet für mich… Kannst Du den Satz vervollständigen?
…jeden Tag in vollem Bewusstsein zu erleben, eine Frau zu sein und energisch weiterzuführen, wofür Generationen vor uns mutig und entgegen aller Widerstände gekämpft haben. Und einfach so zu leben, wie ich es tue, selbstbestimmt, niemanden um Erlaubnis und Geld zu fragen und zu sagen, was ich denke.
Das wäre für meine Großmütter in ihrer Zeit undenkbar gewesen.
Was würdest Du anderen Frauen ans Herz legen, die ihre innere Stärke gewinnen und sich auch selbstständig machen wollen? Hört auf euren Instinkt! Der weist Euch den Weg, auch wenn der manchmal steinig ist und weh tut. Aber von einfach, war ja auch nie die Rede.
Heißer Tipp: Das Taschenbuch „Kapstadt Schwestern“ kostet 12,50 Euro, und ist bei Thalia, Hugendubel und beim Online-Händler Amazon erhältlich. Übrigens schreibt die Autorin schon am Nachfolgeroman, der Ende 2021 erscheinen soll.
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