Zwei Wochen lang haben Mutter und Tochter Südafrika erkundet und an einem Programm im Kindergarten und in einem Wildlife-Reserve teilgenommen. Damit haben sie sich einen lang ersehnten Traum erfüllt.
Ursprünglich wollten die Zahnmedizinische Fachangestellte Mirela Rusek und ihre dreizehnjährige Tochter Joana aus Heilbronn, das Volunteering-Programm bereits 2020 auf Bali machen. Das wurde allerdings aufgrund von Corona kurzfristig abgesagt. Als sie in diesem Jahr ein neues Angebot von der Vermittlungsagentur erhalten haben, im April nach Südafrika fliegen zu können, haben sie nicht lange gezögert.
Seit Februar schwankt der Inzidenz-Wert in dem Land zwischen 10 und 14, Zahlen, von denen Deutschland nur träumen kann.
Ihr Chef, ein Heilbronner Zahnarzt, bei dem Mirela Rusek als Praxismanagerin tätig ist, hat ihr für das Projekt frei gegeben und ihre Tochter wurde von ihrer Privatschule befreit.
Zwei Wochen lang, halfen die 33-Jährige alleinerziehende Mutter und ihre Tochter vor Ort in einem Kindergarten in Goodwood, einem Vorort von Kapstadt und in einem Wildlife-Reservat in der Stadt George am Westkap mit. Dabei haben sie sich sofort in das Land verliebt und wollen definitiv wiederkommen.
Für beide Frauen war es schon immer ein Traum gewesen, Freiwilligendienst im Ausland zu leisten und mit Kindern und Tieren zu arbeiten. Das Geld dafür, hatten sie lange gespart. Und es war eine ganz neue Erfahrung, denn sie waren vorher noch nie in Südafrika gewesen. Angst sich mit dem mutierten Virus anzustecken, hatten sie nicht, sondern eher, dass auch dieser Freiwilligendienst aufgrund von Reisewarnungen abgesagt werden muss.
Seit Ende März 2021 beträgt der Anteil der sogenannten "Südafrika-Mutante" in Deutschland ganze 1 % - viel weniger als bei der UK-Variante.
Hattest Du Bedenken wegen der Risiken?
Ja natürlich, aber nicht, weil ich persönlich Bedenken hatte, sondern weil die Medien und die Menschen mich zu diesem Denken verleitet haben. Ich hatte Angst, dass auch diese Reise wieder wegen Corona nicht möglich sein wird.
Was haben Familie und Freunde zu Deinen Plänen gesagt, nach Südafrika, zu fliegen und warst Du viel mit ihnen in Kontakt?
Es waren unterschiedliche Meinungen. Es gab Freunde und Familienangehörige, die das total toll fanden und selbst geschwärmt haben. Dann gab es andere Meinungen, wie man sowas in Zeiten von Corona machen könnte oder die, die neidisch waren. Im Großen und Ganzen bekam ich tolle Unterstützung von den wichtigsten Menschen in meinem Leben, ein paar Freunden und meiner Familie. Meine Familie hat sich Sorgen gemacht, da sie ständig nur Negatives im Fernsehen oder Radio über Reisen nach Südafrika hörten. Als sie aber erfuhren, dass wir glücklich sind und es uns gut geht, waren ihre Sorgen weggeblasen. Am Anfang haben wir viel telefoniert und geskypt. Ich musste all unsere Erlebnisse einfach mit meiner Familie und Freunden teilen.
Wie war es als Du in Kapstadt mit deiner Tochter Anfang April angekommen bist?
Bevor wir ins Flugzeug nach Kapstadt steigen konnten, mussten wir in Deutschland einen PCR-Test machen, der nicht älter als 72 Stunden sein durfte. Als wir dann dort gelandet sind, wurden wir von einer Fahrerin der Vermittlungsagentur in Empfang genommen und vom Flughafen zu unserer ersten Unterkunft gefahren. Wir hatten ein paar Tage für uns in Kapstadt, bevor unser Freiwilligendienst startete. Ab dann wurden wir jeden Morgen abgeholt und zum zwanzig Minuten entfernten städtischen Kindergarten nach Goodwood, einem Vorort von Kapstadt gefahren.
Bei welchen Projekten habt ihr mitgeholfen?
Im Kindergarten in Goodwood haben wir jeden Morgen um 8 Uhr losgelegt und mit den Kindern gespielt, gegessen, gelesen und gemalt und sie mittags zum Schlafen hingelegt. Dabei haben wir stets unsere Masken getragen. Das ging dann täglich bis 17 Uhr. Der Kindergarten dort ist divers, es gab schwarze und weiße. Ich würde sagen, sie kamen aus der Mittelschicht.
Die Ausstattung dort war nicht so wie wir es aus Deutschland gewohnt sind, sie war einfach gehalten. Es war eine tolle Erfahrung, auf einer anderen Sprache mit Kindern zu kommunizieren, und das hat gut geklappt. Wir haben auch zum ersten Mal gesehen, wie viel Arbeit in diesem Beruf als Erzieherin steckt. Für meine Tochter war es anstrengend, aber zugleich schön zu sehen. Ein kleiner Junge, der an Autismus leidet, hat sie sehr stark ins Herz geschlossen und ist nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Er spricht normalerweise nicht, aber mit Joana hat er gesprochen. Manche der Kinder dort, waren traurig, dass wir wieder gehen mussten.
Wir haben auch zum ersten Mal gesehen, wie viel Arbeit in diesem Beruf als Erzieherin steckt.
Nach der ersten Woche mit den Kindern, ging es weiter zu einem Wildlife-Reservat in der Nähe der Stadt George an der Garden Route. Die Fahrt dorthin dauerte ungefähr sieben Stunden mit dem Bus und war angenehm. Ich habe mich dort direkt in diese Natur verliebt, weit entfernt von der Stadt, vielen Menschen und Restaurants. Wir haben in großen grünen Safarizelten geschlafen, die Ausstattung war simpel und vollkommend ausreichend.
Wir haben zum Beispiel Essen für die Elefanten zubereitet, die Löwen mit sicherem Abstand von einem Wagen aus gefüttert und anderen Tieren, wie Nashörnern, Büffeln und Springbögen das Essen zu ihren Futterplätzen gebracht, wo häufig auch die Wasserstellen waren. Es waren eingezäunte Areale, die nochmals durch Zäune geschützt waren. Darüber hinaus gehörte es zu unseren Aufgaben, täglich die Stromversorgung der Zäune zu überprüfen, denn das Gebiet war in zweimal 1500 Hektar aufgeteilt. Ich schätze etwa so groß wie der Königsforst, das große Waldgebiet östlich von Köln.
„Wir hatten das große Glück mit Rangerin Marine zu arbeiten, die ihre Arbeit liebt und unser Wildlife-Projekt zum besten Abenteuer unseres Lebens gemacht hat. Wir haben sie ins Herz geschlossen, da man gespürt hat, dass sie jedes einzelne Tier liebt und uns ausführlich alles erklärt hat. Sie ist ein warmherziger Mensch.“
Wir hatten vor den Tieren keine Angst oder scheu gehabt. Außer vielleicht vor den Regenspinnen mit den langen Beinen, die uns ab und zu auf den Toiletten besucht haben. Kurz vor Regen kommen sie in die Häuser rein. Zu den anderen Tieren hat sich schnell eine Art Vertrautheit eingestellt.
Im Park sind sonst viele Touristen, aber durch Corona waren es sehr viel weniger als sonst.
Was hat Dir an Südafrika am besten gefallen und weshalb?
In Kapstadt haben wir uns die V&A Waterfront, die Pinguine am Boulders Beach in Simonstown und Muizenberg mit den bunten Strandhäuschen angesehen. Wir hatten eine tolle Fahrerin, die inzwischen auch eine gute Freundin geworden ist. Durch sie konnten wir ein Kinderheim besuchen, an das wir einige Spielsachen gespendet haben.
Die aktuellen Hygienemaßnahmen (wie Desinfektion, Abstand, Maske) sind im Vergleich zu Deutschland leicht einzuhalten. Überall herrscht Maskenpflicht. Auch draußen. Zwischen 24 Uhr und 5 Uhr ist Ausgangsperre. Ansonsten ist alles im Rahmen der Hygienemaßnahmen möglich.
In Südafrika konnten wir wirklich ein fast normales Leben führen, also im Restaurant essen gehen oder auch einkaufen. Leider mangelt es vielen Unterkünften im Land an Touristen und damit an Einkommen. Viele Südafrika-Fans haben jetzt Angst zu verreisen oder haben Probleme wegen der Quarantäne-Pflicht danach, dabei steht Südafrika bei den Corona-Erkrankungen deutlich besser da als fast alle europäischen Länder.
Ich empfand es so, als wäre jeder Tag dort ein großes Geschenk.
Was sind die größten Unterschiede zwischen Südafrikanern und Deutschen und was hat Dich dort am meisten beeindruckt?
Die Südafrikaner sind offener, nicht so gestresst, herzlicher und kommunikativer als die Deutschen. Und am meisten haben mich die Natur, die Freundlichkeit und die für uns im Vergleich zu Deutschland niedrigen Preise beeindruckt. Natürlich auch, dass wir so viel an der frischen Luft unternehmen konnten. Ich empfand es so, als wäre jeder Tag dort ein großes Geschenk.
Was nimmst Du aus der Zeit von dort mit?
Mir ist so richtig bewusst geworden, wer in Deutschland zu meinem Leben gehört. Ich konnte abschalten und den Weg zu mir finden, dabei wurde ich mit positiven Eindrücken bestärkt und nicht durch ständige Negative Nachrichten wie in Deutschland runtergezogen. Und ich weiß auch all das zu schätzen, was ich in Deutschland habe. Ich habe so viel zurückbekommen, was mein Herz mit so viel Glück erfüllt hat.
Die Reise und mein Engagement hat mich etwas glücklicher gemacht.
Zurück in Deutschland würde ich gerne weiter an Hilfsprogrammen teilnehmen und überlege mir jetzt, wie ich etwas Gutes für Mensch und Tier tun kann. Meine Tochter weiß jetzt mehr zu schätzen, was sie hier in Deutschland hat. Sie ist ein sehr offener Mensch und möchte durch diese Erfahrung nach ihrem Abitur zuerst einmal ein Auslandsjahr in Amerika machen. Ihre Sichtweisen auf bestimmte Dinge hat sich zum Positiven verändert. Auch ich habe verstanden, dass materielle Dinge nicht den gleichen Wert haben wie menschliche und ein warmherziges und mitfühlendes Verhalten. Meine Tochter möchte weiterhin versuchen zu helfen, wo es möglich ist.
Wie war es für Dich, Südafrika wieder zu verlassen?
Es ist mir schwergefallen, da ich mich in das Land verliebt habe und auch in die Tiere im dem Reservat. Ich habe geweint, als ich wieder in Deutschland angekommen bin. Ich will definitiv wieder nach George zurückkehren und “meine” Tiere und die wundervollen Menschen dort besuchen.
„Jetzt als ich zurückgeflogen bin, hatte ich eher Sorge, dass ich mir in Deutschland wieder all diese negativen Nachrichten zu Corona anhören muss."
Würdest Du anderen so einen Freiwilligendienst empfehlen und wenn ja, was sollte man dafür an Eigenschaften mitbringen?
Wer sowas machen möchte, sollte offen für Neues sein, eine gewisse körperliche Ausdauer mitbringen, weil zum Beispiel das Zubereiten von Essen für drei Elefanten recht viel Kraft kostet oder das mehrfache Umherlaufen, um die Elektrozäune täglich zu überprüfen. Natürlich auch einige Englischkenntnisse, abenteuerlustig sein und bereit sein, sich auf neue Emotionen, die entstehen, einzulassen.
Wie war die Rückreise in Zeiten der Pandemie?
Die Einreise nach Deutschland war unkompliziert. Wir haben einen Corona-Test vor dem Abflug machen müssen, der nicht älter als 48 Stunden sein durfte. Dann mussten wir uns online beim RKI registrieren und online ein Ausreiseformular für Südafrika ausfüllen. In Deutschland müssen wir dem Ordnungsamt eine Email mit dem negativen Corona-Test schicken und jetzt erst einmal zehn Tage in Quarantäne.
Wenn Dich jetzt andere Leute fragen, wie sicher Südafrika als Reiseland ist, was würdest Du ihnen sagen?
Ich würde ihnen sagen, traut Euch und seit mutig! Südafrika ist ein grandioses Land, indem man so viel erkunden kann. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum es in Deutschland so schlecht vorangeht. Virus-Variantengebiete werden aus der Liste genommen, aber Südafrika nicht. Das verstehe ich nicht. Seit Ende März 2021 beträgt der Anteil der sogenannten "Südafrika-Mutante" in Deutschland ganze 1 % - viel weniger als bei der UK-Variante.
Südafrika braucht die Unterstützung der Touristen. Es wartet mit all seiner Herzlichkeit und einem Lächeln auf neue Gäste.
Heißer Tipp: Mehr zu anderen Freiwilligenprojekten, die Du in und um Kapstadt machen kannst, egal ob mit Kindern, Tieren oder im Umweltsektor, liest Du bei uns.
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