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AutorenbildIda Katnic

Die erste schwarze Weinmacherin vom Kap

Ntsiki Biyela kämpfte sich in einer von weißen und männerdominierten Branche durch und war die erste schwarze Frau Südafrikas, die ein Weingut leitete. Heute unterstützt sie auch Jugendliche, die eine Karriere in der Wein- und Tourismusindustrie anstreben.


„Aufgeben war nie eine Option für mich“, sagt Ntsiki Biyela ganz selbstbewusst und lächelt dabei. Sie ist stolz auf das, was sie bisher schon alles erreicht hat. Und dass ist eine Menge: Zehn Jahre nach Abschaffung der Apartheid, also 2004, war sie die erste schwarze Frau, die ein Weingut leitete, und im Jahr 2009 wurde sie zur „Woman Winemaker of the Year“ ausgezeichnet. Mit ihrer Marke „Aslina Wines“ hat sie in den vergangenen Jahren zahlreiche Preise gewonnen. Benannt hat sie ihre Weinlinie nach ihrer Großmutter, die sie liebevoll großgezogen hat und ihr innere Stärke vermittelt hat. Die 43-jährige Unternehmerin, die Weinbau an der Universität in Stellenbosch studiert hat, ist in einem kleinen Dorf in KwaZulu-Natal aufgewachsen, wollte ursprünglich Chemieingenieurin werden und hat sich dann aufgrund eines Stipendiums für den Weinbau entschieden. Diesen Schritt hat sie bis heute nie bereut. Schon ab dem ersten Studientag wusste sie, hier bin ich genau richtig.

Ntsiki Biyela macht als erste schwarze Winzerin Jugendlichen Mut.
Ntsiki Biyela macht als erste schwarze Winzerin Jugendlichen Mut.
Aufgeben war nie eine Option für mich

Wie bist Du aufgewachsen? Ich komme aus einem kleinen Dorf in der Provinz KwaZulu-Natal. Da war der Weinanbau kein Thema. In der Gegend wurden Zuckerrohr, Bananen und andere landwirtschaftliche Produkte angebaut. Ich hatte also wirklich keine Berührungspunkte zu meinem Studium. Ich wuchs in einem liebevollen und aufgeschlossenen Elternhaus auf. Die meiste Zeit verbrachte ich bei meiner Großmutter, weil meine Mutter tagsüber als Hausangestellte arbeiten war. Meine Großmutter hat an große Dinge geglaubt und war ein führendes Licht auf meinem Weg.

Meine Großmutter hat an große Dinge geglaubt und war ein führendes Licht auf meinem Weg

Hattest Du vorher Berührungspunkte mit Wein und wie kam es zum Studium?


Es war anfangs ungewohnt für mich, Wein zu trinken.
Es war anfangs ungewohnt für mich, Wein zu trinken.

Nach dem Abitur 1996, wollte ich eigentlich Chemieingenieurin werden, aber ich wurde an der Universität abgelehnt. Dann bekam ich ein Stipendium von der Fluggesellschaft „South Africa Airways“ (SAA), die Programme zur Förderung von jungen Menschen haben, ein Studium in Weinanbau an der Universität in Stellenbosch und nahm es an.


Damals hatte ich keine Ahnung von Wein. Die Person, die mich von South African Airlines rekrutiert hat, Jabulani Ntshangase, hat bei uns zu Hause, die erste Wein-verkostung in meinem Leben durchgeführt.

Es war anfangs ungewohnt für mich, Wein zu trinken. Und ich kann mich noch daran erinnern, dass ich zu Beginn gar keinen Wein mochte.


Ich fing mit süßem Wein an, wechselte zu trockenen Weißweinen und später dann zu roten. Für mich war es von Anfang an die richtige Entscheidung, dass Studium in diesem Bereich zu machen.


Ich war die einzige schwarze Person in meiner Klasse, aber es ging weniger um meine Hautfarbe, als um die Sprache.

Gab es Hürden?

Ich war die einzige schwarze Person in meiner Klasse, aber es ging weniger um meine Hautfarbe, als um die Sprache. Als ich angefangen habe, in Stellenbosch zu studieren, stellte sich schnell heraus, dass viele Seminare in Afrikaans sind und nur ganz wenige auf Englisch. Ich konnte die Sprache damals nicht verstehen, aber ich war sofort bereit, sie zu lernen, denn Aufgeben war keine Option für mich.


Wie ging es nach dem Studium weiter?

Mit dem Bachelor für of Science der Landwirtschaft mit der Fachrichtungen Weinbau und Önologie schloss ich 2003 mein Studium ab. Während der vier Jahre habe ich einen Praxisteil auf dem Weingut Delheim in Stellenbosch absolviert. Dazu kamen dann noch Aufenthalte in Italien, Frankreich, den USA und Neuseeland. Ich habe dort die Ernte begleitet und mir angesehen, wie dort die Weinindustrie funktioniert. Als ich dann mit dem Studium fertig war, leitete ich ab 2004 das Weingut Stellekaya in Stellenbosch als erste schwarze Frau.

Ich hatte Angst davor, was mich als junge Winzerin in meinem ersten Job erwarten würde und erwartete das Schlimmste. Aber die Leute waren hilfsbereit. Mir wurde klar, dass die Branche wie eine große Familie ist.

Probleme wegen meiner Hautfarbe hatte ich bisher wenig. Nur an eine Sache kann ich mich erinnern. Als Besucher in den Weinkeller kamen und fragen, wo der Winzer ist, weil sie dachten, ich wäre eine einfache Angestellte. Ihr Bild eines Winzers war dann wohl anders als ich.


Woman Winemaker of the Year 2009
Woman Winemaker of the Year 2009

Im Jahr 2009 wurde ich zur „Woman Winemaker of the Year“ ausgezeichnet und bekam für die Weine verschiedene Auszeichnungen. Und vor fünf Jahren habe ich mich selbstständig gemacht und angefangen, auf dem Weingut Delheim, meine eigene Weinlinie zu kreieren.

Ich habe die Weine „Alsline Wines“ nach meiner Großmutter genannt.

Wir haben derzeit noch drei weitere Mitarbeiter. Wir produzieren Sauvignon Blanc, Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Umsasane, eine Rotweinmischung.


Von anfänglich 18.000 Flaschen, sind wir mittlerweile auf 45.000 Flaschen im Jahr gewachsen und exportieren in die Niederlande, nach Deutschland, in die USA, nach Taiwan, Japan, Kanada, Swasiland und Ghana.


Ein eigenes Weingut wäre schön, aber das ist Zukunftsmusik. Ich muss Land be-kommen oder genug Geld haben, um mein eigenes Weingut zu kaufen.

Welchen Wein trinkst Du am liebsten und was macht Dir am Beruf Spaß?

Einen Lieblingswein habe ich in dem Sinne nicht. Es kann jeder Wein sein, den ich an dem Tag öffne. Jetzt, wo ich mehr über die Weinherstellung weiß, schätzte ich generell den Geschmack des Weins. Und beim Weinmachen mag ich einfach

diese Neugierde, wissen zu wollen, was am Ende dabei herauskommt.

Wie war es für Dich, sich als einzige Schwarze in einer weißen und von

Männern dominierten Branche durchzusetzen?

Es war weniger schwierig als ich dachte, vor allem aber ging es darum, Brücken zu bauen.

Frauen sollten mehr Selbstbewusstsein haben und anfangen daran zu glauben, dass sie alles schaffen können.

Ntsiki Biyela hat sich auf ihr Ziel konzentriert und es mit Erfolg erreicht.
Ntsiki Biyela hat sich auf ihr Ziel konzentriert und es mit Erfolg erreicht.

Ist es schwierig, als Frau in Südafrika erfolgreich zu sein?

Auf meinen Reisen habe ich festgestellt, dass es Länder gibt, die es schlechter haben. Die eigene Integrität und Leidenschaft ist die beste Strategie, die man für sich tun kann.


Sollten Mädchen und Frauen in Südafrika mehr Selbstbewusstsein haben?

Ja, definitiv. Frauen sollten mehr Selbstbewusstsein haben und anfangen daran zu glauben, dass sie alles schaffen können.

Sollte die Regierung mehr tun, um Frauen zu fördern?

Das ist nicht nur Sache der Regierung. Es liegt in der Hand jedes Einzelnen, Frauen zu fördern und es sollte eine Normalität in unserer Gemeinde bzw. unserem Land sein.

Eine Frau zu sein, bedeutet für mich… Kannst Du den Satz vervollständigen?

Unverblümt dazustehen, wer ich bin und wofür ich stehe.


Meiner Meinung nach, ist es gut zu wissen, warum man etwas tut. Dieses Warum sollte dann auch die Motivation sein, morgens aufzustehen.

Was war ein guter Rat, den Du damals bekommen hast?

Es ist wichtig, geerdet zu bleiben, Ablenkungen auszublenden und sich auf das Ziel zu konzentrieren.

Was würdest Du anderen Frauen ans Herz legen, die ihre innere Stärke gewinnen und sich auch selbstständig machen wollen?

Meiner Meinung nach, ist es gut zu wissen, warum man etwas tut. Dieses Warum sollte dann auch die Motivation sein, morgens aufzustehen.

Was interessiert Touristen, zum Beispiel aus Deutschland, am meisten an den Weinen und welchen mögen sie am liebsten?

Die Touristen interessiert vor allem unser warmes Klima und die Charakteristik, die sie in unseren Weinen bekommen. Die beliebtesten Sorten sind Pinotage und Chenin Blanc.

Was wünschst Du Dir für die Weinbranche? Dass mehr Frauen und mehr schwarze Menschen dort arbeiten?

Transformation. Ich würde gerne sehen, dass mehr schwarze Frauen in dieser Branche Erfolg haben.

Du bist im Vorstand der „Pinotage Youth Development Academy“ (PYDA), die 2012 gegründet wurde und Jugendliche unterstützt ihre Karriere im Bereich Tourismus und Wein vorzubereiten. Kannst Du was dazu erzählen?

Das Angebot richtet sich an schwarze Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren, die eine Beschäftigung in der Weinindustrie, der Obstindustrie und verwandten Sekto-ren anstreben. Meist sind es Jugendliche aus den Gemeinden um Stellenbosch.

Die Akademie glaubt, dass die Beschäftigung positive Veränderungen für die Schüler, ihre Familien, Gemeinden und Südafrika als Ganzes bringen wird.


Sie bewerben sich bei der Akademie und sie wählt die qualifizierten Kandidaten

aus. Das Ziel ist es, ihnen eine Perspektive zu geben. Inzwischen haben wir rund 300 Absolventen. Einige arbeiten im Weinbereich, häufig in den Verkostungsräumen.

Die Studenten inspirieren mich immer. Ich sehe mich selbst in ihnen. Der Antrieb und die Leidenschaft erinnert mich an mich selbst, als ich jung war.


Heißer Tipp: Du willst Ntsiki Biyelas Weine probieren? In Kapstadt kannst Du sie entweder online direkt bei Aslina Wines bestellen oder Du kaufst die Weine im Liquor Store in Green Point und Wynberg. Im Restaurant The Test Kitchen wird er serviert und im The Wine Shaq sind die Weine auch erhältlich. In Deutschland und Europa bekommst Du Alina Weine über Vinafrica und Mzansi Wines.

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