So bunt wie Südafrikas Kultur sind die offiziellen Landessprachen
Als mich meine Vermieterin zum ersten Mal fragte, ob ich auf einen Braai vorbeikommen möchte, habe ich sie verdutzt angeschaut, denn beim gesprochen Wort, schossen mir als erstes Assoziationen wie Kartoffelbrei durch den Kopf. Mir war nicht klar, was ein Braai ist, bis sie mir erklärte, dass es das Wort Grillen in Afrikaans bedeutet. Diese Sprache hat sich bei der Entstehung Kapstadts 1652 entwickelt, als holländische Seefahrer in die Hafenstadt einfielen, ihre Sprache mit-brachten und sie mit anderen Sprachen wie Malaiisch, Portugiesisch und der lokalen Khoisan-Sprache mixten. Für mich hört sich Afrikaans wie Holländisch an, was daran liegen könnte, dass 90 % des Vokabulars auch aus den Niederländischen stammt. Afrikaans ist eine von 11 offiziellen Sprachen in Südafrika. Heute gibt es in Südafrika insgesamt 11 anerkannte Amtssprachen. Das sind Afrikaans, Englisch, Zulu und Xhosa und sieben weitere Stammessprachen.
Die Regenbogennation hat viele Sprachen
Kaum ein anderes Land, außer Indien (23 Amtssprachen) und Bolivien (Spanisch plus 35 indigene Sprachen), hat so viele unterschiedliche Sprachen wie Südafrika. Aber die Vielfalt der Sprachen ist nicht immer nur ein Vorteil, sondern auch eine Herausforderung bei der Kommunikation. Wobei die meisten Südafrikaner mindestens zwei, manche sogar drei Sprachen sprechen. Die Sprache ist weitaus mehr als nur die Möglichkeit sich miteinander zu unterhalten, sondern ein Ausdruck der Identität. Südafrika, als die sogenannte „Rainbow Nation“ bezeichnet, ist ein Schmelztiegel unterschiedlicher Ethnien. Die Bezeichnung „Regenbogennation“ hat übrigens der ehemalige Erzbischof Desmond Tutu geprägt und beschreibt damit die multikulturelle Gesellschaft. Wenn wir auf die Sprachen zurückkommen, ist Zulu die meistgesprochene Sprache im Land. Dann kommt Xhosa und dann Afrikaans. Englisch wird in den Medien, in der Regierung und in Touristenregionen wie am Westkap gesprochen.
Afrikaans und Englisch
Die dritthäufig gesprochene Sprache Afrikaans wurde früher auch Kapholländisch oder Kolonialniederländisch genannt. Sie kommt von den Buren, die vom ehemaligen Mutterland Holland kamen. Afrikaans gehört zum westgermanischen Stamm. Bis zu den ersten freien und demokratischen Wahlen 1994 galten Afrikaans und Englisch als die beiden offiziellen Amtssprachen. Danach wurden alle elf Sprachen in die Verfassung aufgenommen. Heute leben die englisch sprechenden Afrikaner vorwiegend in wie Johannesburg, Kapstadt, Durban und an der Garden Route.
Zulu und Xhosa
Zulu und Xhosa zählen zu den Bantusprachen. Es gibt insgesamt circa 500 verschiedene und wird von circa 200 Millionen Menschen gesprochen. Sie sind im mittleren und südlichen Afrika verbreitet. Die Bantusprache Zulu ist die am häufigsten gesprochene Sprache in Südafrika. Rund 12 Millionen Menschen in ganz Afrika sprechen Zulu, vorwiegend zu 95 % in Südafrika. Die Sprache stammt vom Stamm der Zulu, verbreitet in KwaZuluNatal und dem Zululand an der Ostküste Südafrikas. Die am zweihäufigsten gesprochene Sprache in Südafrika ist Xhosa. Charakteristisch für diese Sprache sind die Klicklaute. Der Stamm der Xhosa, von dem auch der ehemalige Präsident Nelson Mandela herstammt, liegt in der Transkei an der Wild Coast zwischen Durban und Port Elisabeth. Mandela ist in Mvezo, einem Ort in der Transkei geboren. Er wurde vom seinem Volk liebevoll „Tata“ genannt, was in seiner Stammessprache so viel wie Vater bedeutet. Xhosa hört man viel in Kapstadt, da der größte Teil der schwarzen Bevölkerung in Kapstadt vom Eastern Cape kommt. Übrigens gibt es in Kapstadt Sprachschulen, die Xhosa und Zulu anbieten. Aber auch Youtube und Instagram bieten Sprachkurse an.
Weitere Stammessprachen
Zu den weiteren offiziellen und in der Regierung festgelegten Amtssprachen zählen neben Afrikaans, Englisch und den großen Sprachen Zulu und Xhosa, auch Süd-Ndebele, Nord-Sotho, Sesotho, Setswana, Swati, Tshivenda und Tsonga. Der Sprach-wissenschaftlicher und Dozent der Universität Bloemfontein, Kobus Marais, geht davon aus, dass es die 11 Sprachen auch in Zukunft weiterhin geben wird, wenn auch nur noch in gesprochener Form. Sprachen, so seine Meinung, würden überleben, wenn sie nicht aktiv getötet werden.
Slang, my Bru
Wer meint 11 Amtssprachen sind genug, um Verwirrung zu stiften, hat sich geirrt. Es gibt eine inoffizielle 12. Sprache und damit die wichtigste: Der Slang. Wie jedes Land hat auch Südafrika seinen eigenen Slang. Der kann schon mal verwirren, my bru! Bru ist die Abkürzung für Bruder. Dieser Ausdruck ist freundlich gemeint. Wer als Bru bezeichnet wird, darf sich zum engeren Freundeskreis zählen. Das geht teilweise sehr schnell, denn auf Märkten oder in ausgelassenen Bars, kann es vorkommen, dass ein Fremder, dich mit Bru anspricht. Häufig werden Männer so angesprochen. In Kapstadt gibt es neben Bru auch noch die Begriffe „bro“ „boet“, „dude“, „buddy“ oder „mate“. Besonders gute Freunde bezeichnen sich hier als „my China“. Das ergibt überhaupt keinen Sinn, aber trotzdem weiß jeder, was gemeint ist.
Wer in Kapstadt „cheers“ ohne zuprosten hört, wird nicht zum Trinken aufgefordert. Cheers bedeutet hier ganz freundlich "Tschüss" - und ja, beim Zuprosten prost!
Ein weiterer Ausdruck, der oft am Ende eine Unterhaltung benutzt wird heißt „sharp-sharp“. Dies beutetet nicht, gemäß der wörtlichen Übersetzung „scharf-scharf“, sondern ist eher ein Ausdruck der Zustimmung und bedeutet sowas wie „OK“ oder „Alles klar“.
In diesem Sinne: Cheers, Bru!
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