Nirgendwo anders auf der Welt gibt es einen offiziellen Grill-Tag. Dann wird das Brutzeln mit Freunden und Familie zelebriert.
Der „Braai“, was auf Afrikaans so viel wie „Grill“ oder „Braten“ bedeutet, gehört zur Tradition der Südafrikaner. Alle Menschen der Regenbogennation, egal welcher Religion oder Herkunft grillen leidenschaftlich gerne. Jeder liebt gutes Essen, Weine und das gemütliche Miteinander mit Freunden und Familie.
Ein Braai ist wie ein großes Fest, und gegrillt wird quasi immer und das ganze Jahr über. Einen besonderen Anlass bedarf es dafür nicht, wobei am 1. Weihnachtsfeiertag traditionell der Grill angeworfen wird. Orte für das Brutzeln gibt es reichlich, ob im heimischen Garten, am Strand oder einem der ausgewiesenen Grillplätze in und um Kapstadt. Da das Grillen ein fester Teil der Kultur ist, wurde der „Heritage Day“, der am 24. September gefeiert wird und die kulturelle Vielfalt des Landes repräsentiert, seit 2007 auch zum offiziellen „Braai Day“ ausgerufen. Und ganz nebenbei, ist „Braai“, das einzige Wort, dass in allen elf Landessprachen verstanden wird. Rund um den Braai, der als Volkssport des Landes gilt, hat sich eine eigene Industrie entwickelt. Es gibt Grill-Shows im Fernsehen, Grill-Wettbewerbe, eine Vielzahl an Grillpro-dukten, wie Gewürze und Soßen, Kochbücher, Grillkochkurse, Restaurants mit Grillspezialitäten und Händler, die südafrikanische Braai-Grille weltweit verkaufen.
Das große Grillen
Der Braai ist in Südafrika extrem populär: Es gibt verschiedene Koch-Shows im Fernsehen, wie zum Beispiel „The Ultimate Braai Master“, „The Braai Show with AKA“ oder „Jan Braai vir Erfenis“, jede Menge Gewürze und Soßen und Hersteller von speziellen südafrikanischen Grillen. Die Grille sind etwas anders als die Weber-Grille in Deutschland. Mit ihnen kann man nicht nur Fleisch zubereiten, sondern auch Brot, Pizza und Kuchen backen. Es ist also quasi ein Grill, Pizzaofen und Holzbackofen in einem. Manche lassen ihn sich sogar im Haus einbauen.
Wieso ist Grillen in Südafrika so beliebt?
Das Grillen hat in Südafrika einen höheren Stellenwert als beispielsweise bei uns in Deutschland. Es ist eine Möglichkeit, sich mit Freunden auszutauschen und enger mit der Familie zusammen zu rücken. Es steht aber auch für Einheit, Tradition und Verbundenheit von allen Ethnien und Schichten hinweg. Das Feuermachen ist ein Ritual und ähnlich wie in Deutschland und den USA, eher Männersache. Dabei versammeln sich die Männer mit einem Bier oder einem Longdrink in der Hand um den Grill und fachsimpeln über die Glut und die beste Temperatur für das Fleisch, während die Frauen in der Küche Beilagen wie Salate vorbereiten.
Vor rund 15 Jahren beschloss Jan Scannell, der heute den Künstlernamen Jan Braai trägt, weil er sich durch das Grillen in seiner eigenen Grillshow und dem Schrei-ben diverser Grillkochbüchern einen Namen in diesem Bereich gemacht hat, aus der „National Initiative Braai Day“ heraus, den Braai-Day auszurufen.
„Südafrika hat vor 160.000 Jahren das Kochen auf dem Feuer erfunden, bevor es von hier aus in die ganze Welt getragen wurde. Eine Tradition, auf die wir sehr stolz sind“, sagt Jan Braai.
Der Schirmherr der „Braai for Heritage-Kampagne“ ist der ehemalige Erzbischof Kapstadts, Desmund Tutu. Er hat das Projekt unterstützt und sagte mal, dass die Feuerstelle in seinem Land, schon immer ein Ort der Versammlung gewesen sei.
Der „Braai Day“, der zu den zwölf Feiertagen in Südafrika zählt, wird von 15 bis 20 Millionen Menschen in Südafrika gefeiert und hat den Stellenwert wie Thanks-giving in den USA, der Bastille Day in Frankreich oder der St. Patricks Day in Irland.
Was kommt auf den Grill?
Für den perfekten Braai müssen es mindestens zwei Fleischsorten sein. Naturgemäß sind bei so einem Grillabend die Fleischberge riesig, denn die meisten Südafrikaner sind Fleischliebhaber. Auf den Grill kommen gerne mal Rind, Lamm, Schwein und Geflügel, aber auch Sorten wie Strauß, Springbock, Kudu und Gnu.
Für Vegetarier und Pescetarier kommen Gemüse und auch Fisch aufs Rost. Was bei vielen nicht fehlen darf, ist die burische Braaispezialität, die sogenannte „Boerewors.“ Diese Bauernwurst ist zu einer Schnecke gerollt und mit Koriander verfeinert. Beim Grillen kommen Einflüsse verschiedener Küchen wie der Holländischen und der Indischen zusammen.
Gibt es Regeln für mich als Gast?
Wenn Du von einem Südafrikaner zu einem Braai eingeladen wirst, ist das eine Ehre und Du kannst davon ausgehen, dass er Dich als guten Freund schätzt. Wenn der Termin am Nachmittag ist, heißt das aber nicht, dass Du pünktlich erscheinen sollst. In der Regel ist es so, dass die Gäste nacheinander eintrudeln und der Grillabend am späten Nachmittag bzw. am Abend losgeht. Bei der Kleiderwahl kannst Du ganz entspannt sein, denn es ist Freizeit und alle kommen leger gekleidet. In Südafrika gilt meistens beim Braai „Bring mit, was Du isst!“ Mitbringen kannst Du neben Fleisch, Weine oder Salate. Hühnerfleisch gilt hierzulande oft als Gemüse und wird oft zum Erstauen aller internationalen Gäste als vegetarische Alternative angeboten. Und anders als in Deutschland wird erst gegessen, wenn alles, was auf dem Grill liegt, fertig ist.
Wo gibt es gute Grillplätze?
Beliebte Grillplätze in und um Kapstadt, sind unter anderem der Tokai Forest,
das Silvermine Nature Reserve, in der Little Bay, am Strand von Oudekraal, am Maiden's Cove, am Kap der Guten Hoffnung und auf der Helderberg Farm.
Wie sieht die Grilltradition in anderen Ländern aus?
Andere Länder, andere Sitten. Jedes Land grillt anders. Neben Südafrika liegt Deutschland mit einer Grilltradition ganz vorne. Hier trifft man sich gerne in den Sommermonaten im Garten oder Park, um beispielsweise auf einem Holzkohlegrill Steaks oder Würstchen zu brutzeln. Beliebte Beilagen sind Kartoffelsalat oder Baguette. Grillmeister gibts natürlich auch bei den US-Amerikanern. Bei ihnen kommen vorzugsweise Steaks und Burger oder auch mal gebutterte Maiskolben auf den Rost.
Heißer Tipp: Wirf einen Blick auf die schönsten Strände in und um Kapstadt, wo Du picknicken kannst. Les mehr auf . Wir verraten dir, was neben Braai sonst typisch südafrikanisch ist.
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